Anfang 2018 hat SAP angekündigt, dass Unternehmen, die ein SAP ERP nutzen, sofern noch nicht geschehen, bis 2025 zu SAP S/4HANA migrieren müssen. Seitdem wurde der Termin mehrmals verschoben, da die Einführung nur langsam voranschritt und nicht genügend SAP-Berater zur Verfügung standen, um alle SAP-Kunden in der vorgesehenen Zeitspanne zu unterstützen.

Momentan ist die Frist 2027. Doch warum ist die Migration überhaupt erforderlich?

sap s4hana migration

Der Hauptgrund ist die Datenbankkompatibilität. S/4HANA funktioniert nur mit der SAP-HANA-Datenbank. Dies gilt auch für alle nachfolgenden Versionen der ERP-Systeme von SAP. Frühere Versionen der Flagship-ERP-Software waren auf einer Vielzahl von Datenbanken ausführbar, wobei die bekannteste davon Oracle ist.

In diesem Beitrag erfahren Sie, was diese Ankündigung bedeutet, welche Migrationsoptionen es gibt und wie Sie den richtigen Weg für Ihr Unternehmen wählen.

SAP S/4HANA Migrationsstrategie – was bedeutet sie für Unternehmen?

Kritische Beobachter haben diese Ankündigung zunächst als eine weitere Maßnahme von SAP eingestuft, um Oracle, Microsoft und Salesforce herauszufordern. Andere Branchenanalysten meinen, dass es sich nicht unbedingt auszahlen wird, Kunden zur Migration zu zwingen.

SAP hält dem entgegen, dass SAP S4/HANA für Kunden einen größeren Nutzen und mehr Effizienz bringt. Was auch immer der Grund sein mag – die Konsequenzen sind real und werden langfristige Auswirkungen haben.

SAP hat Hunderttausende Kunden, und über 75% des weltweiten Transaktionsumsatzes werden über ein SAP-System abgewickelt. Vor diesem Hintergrund ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass SAP auch in Ihrem Unternehmen ein integraler und wichtiger Bestandteil ist. Um weiterhin von SAP zu profitieren, wird Ihr Unternehmen ein Projekt in Angriff nehmen müssen, das Jahre dauern und Millionen von Dollar kosten könnte. Es umfasst Folgendes:

  • Mapping und Prototyping wichtiger Geschäftsprozesse für die Migration.
  • Analyse des SAP-Systems und seiner individuellen Anpassungen wie Tabellen, Programme, Frontends und mobile Applikationen und Benutzeroberflächen, um zu entscheiden, was übernommen werden muss und wie dies realisiert werden kann.
  • Anpassung von Legacy-Applikationen, die nicht mit S/4HANA kompatibel sind.

Für eine erfolgreiche Migration werden Sie über Jahre hinweg Ihre besten Ressourcen für das kritische Migrationsprojekt einsetzen müssen. Dies kann die Innovationsfähigkeit Ihres Unternehmens beeinträchtigen. Denn ihre wertvollsten Teams werden sich darauf konzentrieren, für die korrekte Umsetzung von Geschäftsprozessen zu sorgen.

Hinzu kommt, dass SAP 4/HANA weniger Anpassungsmöglichkeiten bietet als alte SAP-Optionen. Für differenzierte kundenspezifische Prozesse könnte dies eine große Veränderung bedeuten.

Zudem besteht das Risiko, dass Ihr Betrieb im Zuge des Prozesses unterbrochen wird.

Zu einer Zeit, in der Ihr Unternehmen innovative Business-Applikationen und extreme Agilität verlangt, ist dies keine gute Nachricht.

Dennoch gibt es keinen Grund, den Mut zu verlieren. Denn die Migration hat auch viele positive Seiten. Laut Bewertungen auf Capterra, G2 Crowd und TrustRadius bietet SAP S/4HANA eine Reihe von Vorteilen für Geschäftsprozesse und IT, wie z. B. Stabilität, Geschwindigkeit, Echtzeit-Reporting und ein reichhaltiges Funktionsangebot.

Darüber hinaus gibt es mehr als nur eine Möglichkeit, die Migration auf S/4HANA zu realisieren. Sie haben also durchaus eine Wahl.

Migrationsoptionen für SAP S/4HANA

Obwohl die Experten von SAP und anderen führenden Technologieunternehmen etliche Möglichkeiten nennen können, wie sich der Umstieg auf S4/HANA bewerkstelligen lässt, werden drei davon häufiger empfohlen als andere.

1. Greenfield-Ansatz

Diese Option ist streng genommen keine wirkliche Migrationsmethode. Vielmehr handelt es sich um eine von Grund auf neue Implementierung von S/4HANA.

Der Begriff „Greenfield“ stammt aus der Architektur und dem Umweltingenieurwesen und bedeutet, dass auf einem unbebauten Grundstück neu begonnen wird. Für S/4HANA heißt das: Entweder werden ausschließlich Daten migriert oder es wird überhaupt nichts migriert. Etwaige vorhandene Anpassungen am Altsystem werden stillgelegt, Prozesse konsolidiert und optimiert.

2. Vollständige Migration

Eine vollständige Migration ist eine komplette Umstellung eines bestehenden SAP-Systems auf SAP S/4HANA. Dieses Vorgehen wird oft als „Lift-and-Shift“-Ansatz bezeichnet.

In diesem Szenario wird der SAP-Software-Update-Manager genutzt, mit einer Migrationsoption für Datenbanken für alle Unternehmen, die SAP HANA nicht als Datenbank nutzen. Um dieser Anwendungsanpassung gerecht zu werden, können Unternehmen die SAP-Cloud und Entwicklungs-Tools von SAP-Partnern nutzen.

3. Hybride Migration

In einer hybriden Migration müssen Organisationen das aktuelle SAP-System analysieren und die maßgeschneiderten Applikationen, Funktionen und Schnittstellen identifizieren, die nicht zum Kern gehören.

Vor der Migration können Unternehmen eine Low-Code-Plattform nutzen, um die nicht zum Standard gehörenden Bestandteile und Applikationen zu erstellen, die das System nutzt. Durch diesen Prozess wird der SAP-Kern vorab bereinigt, um die Migration zu erleichtern.

Danach nutzt Ihr Unternehmen S/4HANA für das, was SAP am besten kann – Enterprise Ressource Planning – und andere Applikationen für Aufgaben, die darüber hinausgehen.

Welche Option ist die beste?

Eine pauschale Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Vielmehr hängt die Option der Wahl von der Art des Unternehmens und dem aktuell genutzten SAP-System ab.

Unternehmen mit jahrzehntealten SAP-Systemen

Vor der Pandemie galt: Wenn Unternehmen SAP-Systeme hatten, die 20 Jahre oder älter waren, war der Greenfield-Ansatz meist die beste Option. Grund dafür war die durch das Alter und die jahrelangen Anpassungen entstandene Komplexität. Die Umstellung auf die Technologie konnte als Anlass dienen, um Prozesse von Grund auf neu zu definieren.

In Zeiten der Remotearbeit kommt der „Lift-and-Shift“-Ansatz jedoch nur noch sehr selten zum Zuge. Bedingt ist dies durch das erhöhten Risiko, nicht alle Beteiligten im selben Raum zu haben, um Probleme direkt zu beheben.

Darüber hinaus bedeutet der Ansatz eine höhere Investition in eine völlig neue Implementierung und eine vollständige, meist auf dem Wasserfall-Ansatz basierende Analyse des bestehenden Systems und der zu überarbeitenden Prozesse. Obwohl die Greenfield-Option die Möglichkeit bietet, das alte System zu betreiben, während das neue installiert wird, kann es zu einer Unterbrechung des Geschäftsbetriebs kommen.

One-Stop-Shopper

Die vollständige Migration eignet sich am besten für „Vollblut-SAP-Kunden“, die nahezu jedes SAP-Tools in Einsatz haben. Diese Unternehmen schätzen es, wenn ihnen eine vollständige Suite an SAP-Lösungen für die Migration und Partnerlösungen für die Erstellung moderner Applikationen zur Verfügung steht. Warum sich die Mühe machen, die Angebote mehrerer Anbieter zusammenzufügen und die Datenkonsistenz zu gewährleisten, wenn dies gar nicht zwingend erforderlich ist?

Die Nachteile sind die Bindung an einen Anbieter, womit es keine elegante Ausstiegsmöglichkeit gibt, wenn sich die Technologie ändert, keine Anpassungsmöglichkeit der Benutzeroberfläche auf der letzten Meile besteht und keine granulare Parametrisierung von Workflows und Daten möglich ist. Außerdem besteht bei dieser Methode von den drei vorgestellten Optionen das größte Risiko einer Unterbrechung des Geschäftsbetriebs.

Die Zukunft liegt in der Kombination verschiedener Ansätze

Laut Gartner ist die Zukunft von ERP „kompositorisch“, da monolithische ERP-Systeme die Anforderungen an die Agilität unserer „neuen“ Normalität nicht mehr erfüllen können. Die Aufteilung eines ERP-Systems in zusammensetzbare „Teile“ bietet Kunden, die die besten Funktionen, Applikationen und Datensätze ihres Unternehmens integrieren möchten, neue Möglichkeiten, um passgenaue Lösungen und beeindruckende Kundenerlebnisse zu schaffen. In diesem Fall eignet sich die hybride Migration am besten, da die entsprechenden Unternehmen:

  • sich nicht an einen einzigen Anbieter binden wollen.
  • nur eine bestimmte Menge an Ressourcen für Innovation ausgeben müssen, nicht für eine umfassende Systemimplementierung.
  • die nötige Agilität haben wollen, um auf zukünftige Änderungen der Technologie und des Marktes reagieren zu können.

Green Cargo war mit der Herausforderung eines stark angepassten Logistiksystems auf Basis von SAP und Mainframes konfrontiert, das die Migration auf neuere Versionen von SAP sehr schwierig gemacht hätte. Vor diesem Hintergrund erfuhr das Unternehmen, wie sich aus den Legacy-Systemen eine skalierbare, auf Microservices ausgerichtete Architektur aufbauen lässt – und Applikationen erstellt werden können, die einen Unterschied machen.

Um diese Ziele zu erreichen, braucht es, wie bei Green Cargo, nur die richtige Low-Code-Plattform. Sie sollte sich für den Enterprise-Einsatz eignen, von SAP zertifiziert sein und SAP-Konnektoren sowie -Integrationen bieten.

Der kleine Nachteil ist, dass die Migration auf S/4HANA immer noch erforderlich ist. Da jedoch nur der Kern von SAP übertragen werden muss und nicht alles, was damit zusammenhängt, ist dies kein so großes Unterfangen wie eine komplette Umstellung oder eine völlig neue Implementierung. Außerdem birgt diese Option auch das geringste Risiko einer Betriebsunterbrechung.

Fokus auf Innovation

Wenn Ihr Fokus auf Innovation und nicht auf der Migration eines Legacy-Systems oder einer umfassenden Implementierung liegt und Sie das Beste aus S/4HANA herausholen wollen, kann OutSystems Ihnen helfen.

Mit OutSystems können Sie mit der Modernisierung Ihrer Applikationen beginnen, um sich auf eine hybride Migration vorzubereiten. So können Sie weiterhin innovativ sein und sich gleichzeitig auf eine saubere Migration vorbereiten, bei der SAP wieder für das eingesetzt wird, was es am besten kann.

Die Modernisierung bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass das aktuelle System beim Planen der Migration unterbrochen wird. OutSystems kann Sie dabei unterstützen, Ihre bestehenden SAP-Apps zu erweitern, indem Sie neue Benutzererlebnisse oder Integrationen zu Ihren bestehenden Geschäftsprozessen hinzufügen. Hierzu können Sie OutSystems-zertifizierte BAPI- oder ODATA-Verbindungen nutzen, ohne die Core-Applikation zu berühren oder anzupassen. Hier können Sie mehr darüber erfahren, wie Kunden SAP erweitern.

Darüber hinaus kann OutSystems auch bei einer Greenfield-Implementierung oder einer vollständigen Migration zum Einsatz kommen und Innovationen auf andere Weise ermöglichen. Zum Beispiel, um Applikationen für die neue Installation zu erstellen oder um angepasste Legacy-Apps, die Teil des „Lift-and-Shift“ sein müssen, neu zu schaffen.

Noch mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Webinar: Accelerate Innovation as an SAP-based Company. Hier erörtern wir, wie Sie Ihr ERP-System umstellen und gleichzeitig innovativ bleiben.