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Universitätsklinikum Münster: Wie High-Performance Low-Code bei der Rettung von Menschenleben half

1 Woche Portal-Entwicklung bis Live-Schaltung
500+ Kliniken in 7 Ländern
5 Tage zur Anpassung für neuen Anwendungszweck
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Die Behandlung internationaler Patienten ist das Alltagsgeschäft der eigens dafür eingerichteten Stabsstelle „UKM International“ des Universitätsklinikums Münster. Als die benachbarten Niederlande während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie um Unterstützung baten, sah sich das Team jedoch mit einer Patientenflut konfrontiert wie nie zuvor. Die Lösung stellte ein Webportal zur Verteilung der Kapazitäten diverser Kliniken dar. Umgesetzt wurde das Projekt mit High-Performance Low-Code von OutSystems, das eine Live-Schaltung innerhalb einer Woche ermöglichte – und damit Menschenleben rettet.

  • Business Process Management
  • Case Management
  • Web-Apps & Portale
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„Low Coding ist mit Sicherheit eine interessante Perspektive für uns, um einzelne Prozesse schnell und flexibel digitalisieren zu können.“

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Katja Kümmel CIO, Universitätsklinikum Münster
Herausforderung

Effiziente, aufwandsarme Patientenvermittlung

Zeit ist Geld – so die landläufige Meinung in der freien Wirtschaft. Im medizinischen Bereich ist sie jedoch noch viel kostbarer: Hier entscheiden nicht selten Minuten über das Wohlergehen und die Gesundheit der Patienten. So auch im Frühjahr des Jahres 2020.

Mit Beginn der COVID-19-Pandemie in Europa begann wohl eine der herausforderndsten Zeiten für das Gesundheitswesen. Mit steigenden Infektionszahlen in den Niederlanden sanken dort auch die Kapazitäten für die Versorgung der Patienten. Es fiel der Entschluss, sich im Rahmen der europäischen Nachbarschaftshilfe an das angrenzende Nordrhein-Westfalen zu wenden: Das Gesundheitsministerium in den Niederlanden stellte eine offizielle Anfrage an das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Bundeslands, welches wiederum das Universitätsklinikum Münster (UKM) mit der Koordination und Leitung für das Land NRW beauftragte.

Für Dr. med. Vincent R. Hofbauer, Oberarzt und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter der Stabsstelle UKM International, war das der Beginn einer spannenden Herausforderung. Aufgrund seiner Expertise und Erfahrung mit ausländischen Patienten übergab die Klinikleitung diese Aufgabe in seine Hände, zumal er aufgrund seiner regelmäßigen engen Zusammenarbeit mit dem zentralen Geschäftsbereich IT und dem digital healthcare hub des UKM bereits einige Digitalisierungsvorhaben mit begleitet hat.

Die Zusammenarbeit mit dem LCPS, dem nationalen Koordinierungszentrum für Patientenverteilung in den Niederlanden, erforderte jedoch ein System, über das Kapazitäten wie Betten und lebensnotwendige Beatmungs- und ECMO-Geräte zur Versorgung intensivpflichtig gewordener COVID-19-Patienten effizient verteilt werden konnten. Schnell zeigte sich, dass dies nicht mehr – wie sonst üblich – mittels Excel-Dokumenten und manuellen Listen zu bewältigen war.

Für Dr. Hofbauer war klar: Eine digitale Lösung musste her – und das so schnell wie möglich. „Mit unserer herkömmlichen Vorgehensweise konnten wir den stetig steigenden Anforderungen der Pandemie in der Kürze der Zeit nur mehr wenig entgegensetzen. Es war schlicht unmöglich, neben der Versorgung massiver Patientenzahlen noch händisch Register zu pflegen“, erklärt er.

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Wir brauchten ein datenschutzrechtlich einwandfreies und einfach zu handhabendes Webportal – und das nicht erst in zwei Monaten. Wir brauchten es angesichts der rapide ansteigenden Infektionszahlen praktisch übermorgen.“

Dr. med. Vincent R. Hofbauer Oberarzt und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter der Stabsstelle UKM International
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Warum sich das Universitätsklinikum Münster für OutSystems entschieden hat:
  • fast app development icon Beschleunigung der Entwicklung und Steigerung der Agilität
  • enterprise grade scalability icon Skalierbarkeit, Integration & Sicherheits- und Datenschutzstandards
  • web and mobile apps icon Bereitstellung von Web- und Mobile-Applikationen
Lösung

Bereitstellung einer schnellen und kosteneffizienten Lösung

Der Anstoß, hierfür möglicherweise auf Low-Code-Entwicklung zurückzugreifen, kam durch die Erfahrung des LCPS mit einem ähnlichen System, das ebenfalls komplett mit Low-Code von OutSystems erstellt worden war.

„Durch den engen Kontakt mit dem LCPS und dem OutSystems-Partner IG&H, die auf Basis von Low-Code eine Lösung für die Kapazitätsabfrage von anderen Krankenhäusern, das Patiententracking und das Sammeln von Verlegungsanfragen in den Niederlanden entwickelt hatten, wusste ich, dass das als System funktioniert“, erinnert sich Dr. Hofbauer. „Wir hatten anfangs zwar überlegt, das Portal zum Beispiel auch in Zusammenarbeit mit Informatikstudenten zu entwickeln. Da dies jedoch völliges Neuland gewesen wäre, entschieden wir uns dann doch für die schnellere und weniger kostenintensive Entwicklung mit Low-Code.“

Innerhalb einer Woche erstellte das portugiesische Entwicklerteam von OutSystems das Webportal nach dem Konzept von Dr. Hofbauer.

„In der damaligen Situation waren wir auf eine Lösung angewiesen, die sich umgehend umsetzen ließ. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit – schließlich ging es um nichts Geringeres als Menschenleben. Dadurch, dass die Entwickler mit High-Performance Low-Code arbeiten, können sie parallel im Baukastenprinzip einzelne Stücke entwickeln, die sich im Endergebnis nahtlos zu einem Ganzen zusammenfügen lassen. Das ist äußerst effizient und dementsprechend schnell.“

Dr. med. Vincent R. Hofbauer Oberarzt und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter der Stabsstelle UKM International
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„Auch Anpassungen und Erweiterungen – wie beispielsweise ein Zähler für Patientenentlassungen oder -verlegungen – wurden vom Team über Nacht realisiert.”

Dr. med. Vincent R. Hofbauer Oberarzt und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter der Stabsstelle UKM International
Ergebnisse

Covid-19-Portal

Was als Kommunikations- und Koordinationssystem zwischen Deutschland und den Niederlanden begonnen hatte, musste im Laufe der Pandemie immer weiter ausgedehnt werden. Bald baten weitere Länder wie Belgien, Frankreich, Italien und die Tschechische Republik um Unterstützung in der Pandemienotlage – bis praktisch alle angrenzenden Länder beteiligt waren.

Das Portal bot teilnehmenden Kliniken die Möglichkeit, freie Kapazitäten – beispielsweise bezogen auf Intensivbetten – im System zu vermerken. Die Einfachheit in der täglichen Nutzung war hierfür entscheidend.

„Um freie Kapazitäten zu melden, war nichts weiter nötig, als einen Schieberegler von ‚Keine Kapazitäten verfügbar‘ auf ‚Kapazitäten verfügbar‘ zu stellen. Darin lag der Erfolg des Portals begründet, denn im Klinikalltag besteht schlicht keine Zeit, noch ein weiteres System mit granularen Informationen zu befüllen. Gleichzeitig genügten uns die Informationen, um als zentrale Stelle auf einen Blick zu erkennen, wo weitere Patienten im Notfall aufgenommen werden konnten, und die jeweilige Klinik zu kontaktieren.“

Dr. med. Vincent R. Hofbauer Oberarzt und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Leiter der Stabsstelle UKM International

Auch wenn entsprechend keine personalisierten Patientendaten im System hinterlegt wurden, war dennoch entscheidend, dass die Lösung den hohen Sicherheitsanforderungen der Gesundheitsbranche standhielt. Die IT-Sicherheits-Experten des UKM gaben im Rahmen einer internen Prüfung der Lösung grünes Licht. Denn durch ihre nativen Security-Funktionalitäten sorgt die OutSystems-Plattform automatisch für ein Höchstmaß an Sicherheit in den entwickelten Anwendungen, sodass auch das Webportal des Universitätsklinikums Münster ohne Weiteres den strengen Anforderungen der Branche gerecht werden konnte.

Portal für ukrainische Kriegsverletzte

Dasselbe Prinzip konnte anschließend im Jahr 2022 auch für die Verteilung von ukrainischen Kriegsverletzten gewinnbringend eingesetzt werden.
Das Team um Dr. Hofbauer nutzte das in der COVID-19-Pandemie erlangte Wissen, um ein ähnliches Portal zu erstellen, das dabei unterstützte, auch diese Patienten nach dem Kleeblattprinzip in Deutschland zu verteilen. Dazu wurde das ursprüngliche COVID-Portal kopiert und kurzerhand auf die Anforderungen des neuen Anwendungszwecks hin angepasst.

Derzeit befindet sich das System in der Erweiterungsphase, um damit auch insgesamt die Kommunikation unter den Kliniken zu fördern: „Am Anfang hatten wir nur nach einer schnellen Lösung für die Umverteilung des aktuellen Kriegsopferstroms gesucht. Doch wir haben schnell gemerkt, dass die Menschen aus dem Kriegsgebiet deutlich vielfältigere Unterstützung benötigen. Das geht weit über die akute Traumaversorgung in der Unfallchirurgie hinaus. Ganzheitlicher gedacht brauchen diese Patienten im Anschluss gegebenenfalls auch Rehabilitation, Nachversorgung, hausärztliche Versorgung oder Krankengymnastik – und auch das muss zentral koordiniert werden. Dementsprechend arbeiten wir gerade an der Konzeption, diese Maßnahmen ins Portal mitaufzunehmen.“

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Ausblick

„Low Coding ist mit Sicherheit eine interessante Perspektive für uns, um einzelne Prozesse schnell und flexibel digitalisieren zu können“, stellt Katja Kümmel, CIO am Universitätsklinikum Münster, fest. Denkbar wären z. B. die Digitalisierung des Projekt-Portfolio- und Projekt-Managements inklusive notwendiger Freigabe- und Dokumentationsprozesse oder die Einführung eines Buchungssystems für Shared-Desk-Arbeitsplätze.