Herausforderung digitale Transformation – Wie TÜV SÜD sie dank Low-Code meistert
In unseren Kundenprojekten spüren wir bei PICA tagtäglich: Fachkräftemangel und Cloud-Migration sind allgegenwärtig, die digitale Transformation lässt grüßen. Das zwingt immer mehr Unternehmen dazu, sich nach schnellen, effizienten Lösungen umzusehen, mit denen sie diese Herausforderungen meistern können. Jedoch erfordern solche Projekte meist viel Vorlauf, Zeit und Investitionen und erfüllen auch dann nicht immer alle Erwartungen. Erschwerend kommt hinzu, dass es oft kaum verfügbare Ressourcen für die Umsetzung gibt – ein K.O.-Kriterium für viele dieser Projekte.
Auch der TÜV SÜD sah sich mit diesen Herausforderungen konfrontiert und suchte deshalb nach einem Weg, wie sich die digitale Transformation ressourcenschonend beschleunigen ließe. Also evaluierte das Unternehmen verschiedene Alternativen auf Basis des Magic Quadrant von Gartner und bat uns um Unterstützung.
Hohe Ansprüche auf allen Ebenen
Für TÜV SÜD sollte es eine Lösung für die Applikationsentwicklung mit möglichst breitem Anwendungsbereich sein – von kleinen abteilungsinternen Applikationen bis hin zu großen Business-Applikationen sollte alles abgedeckt werden. Weiterhin legte das Unternehmen sein Augenmerk auf Kosten und Kostentransparenz – die technologische Einführung einer Low-Code-Plattform lag daher nahe. Bei der Ausschreibung eines Projekts, bei dem ein High-Code- und ein Low-Code-Unternehmen auf der Shortlist verblieben, wurden die Kostenunterschiede schließlich schwarz auf weiß sichtbar: Die Differenz zwischen den Angeboten belief sich grob auf das Doppelte. „Das war auch der Moment, an dem das Management grünes Licht gab, weil es gesehen hat, dass Low-Code reale und auch sehr hohe Kosteneinwirkungen hat“, erinnert sich Michal Tvarozek, Enterprise Architekt bei TÜV SÜD.
Auch aus Entwicklersicht machte die Low-Code-Plattform von OutSystems am meisten Sinn: Sie deckt einen breiten Anwendungsbereich ab und lässt sich sehr gut integrieren, ohne einen „Greenfield“- oder „Plain-Vanilla“-Ansatz beim Unternehmen zu erfordern. OutSystems kann über Standard-APIs mit anderen Lösungen integriert werden und bietet zudem die Option, mithilfe des „Integration Studio“ auch selbst Anbindungen und Erweiterungen zu entwickeln. Bei der Anwendungserstellung können die Entwickler bei Bedarf bis auf die Ebene der Codezeilen heruntergehen und zur Erweiterung klassischen High-Code schreiben. Die Hoheit über die entwickelten Projekte verbleibt dabei stets beim Kunden, sodass dieser, selbst wenn die Plattform nicht mehr genutzt wird, seine Lösungen weiterhin betreiben und weiterentwickeln kann. Diese Erweiterungsmöglichkeiten und die Systemoffenheit ohne Vendor Lock-in boten einen optimalen technologischen Fit zu den vorhandenen IT-Technologien bei TÜV SÜD – und waren schließlich ausschlaggebend für die Entscheidung für OutSystems.
Immer am Ball bleiben
Beim Auswahlverfahren arbeitete TÜV SÜD eng mit uns bei PICA zusammen und auch heute noch betreuen wir den Produktivbetrieb der Lösung umfassend. „Es ist tatsächlich eine Lernkurve auf allen Ebenen – insbesondere in Bezug auf die Kultur oder auch die Architektur“, berichtet mir Michal.
Zwar wird die OutSystems-Plattform als Managed Service angeboten – sprich die Implementierung konnte auf Knopfdruck erfolgen –, jedoch war es damit nicht getan, erzählt mir Michal weiter: „Die harte Arbeit kommt erst danach, wenn man die tatsächlichen Projekte, die Lösungen und Applikationen, umsetzen muss, inklusive Testen, Datenintegration und Nutzerschulung.“
Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen in der Praxis. Man muss wirklich immer am Ball bleiben. Agiles Low-Code-Vorgehen fordert auch das Business, nicht nur die IT.
Agiles Arbeiten mit Low-Code – ein Lernprozess
Mit dem Onboarding der Projekte zeigte sich, dass die Umsetzung der Applikationen ein gemeinsamer Lernprozess ist. Schließlich musste sich die Organisation erst in den neuen Geschäftsbetrieb einleben: Die Prozesse mussten an die Low-Code-Geschwindigkeit angepasst werden, die neue, agile Arbeitsweise erlernt sowie Know-how und Ressourcen aufgebaut werden. Zudem mussten die verschiedenen Erwartungshaltungen im Unternehmen in Einklang gebracht werden, denn immer neue Änderungs- und Anpassungswünsche kosten wertvolle Zeit.
Essenziell für den Erfolg solcher Projekte ist daher das Mindset, das sage ich den Unternehmen, die wir betreuen, immer wieder. Im Dialog mit ihnen merken wir nämlich oft, dass Low-Code weiterhin der Malus anhaftet, dass damit nur „kleine Mickey-Mouse-Applikationen“ entwickelt werden könnten – für größere Projekte brauche es „Pro-Code“, also High-Code. Das ist noch in den Köpfen verankert und wird durch die häufig verbreitete Überzeugung „Haben wir schon immer so gemacht!“ weiter gestützt. Damit ist dann auch die Bereitschaft für Neues sehr gering.
„Der Sprung zu einer neuen Lösung – z. B. mit Low-Code und OutSystems – ist auch eine Trennung von den Legacy-Systemen, die die Personen im Unternehmen jahrelang genutzt und gepflegt haben. Es ist nicht nur das Mindset als solches, sondern auch eine technologische Trennung von der Vergangenheit“, gibt Michal zu bedenken. „Hinzu kommt die Überzeugung vieler High-Code-Entwickler, dass sie – dank ihrer Erfahrung und ihren bewährten Toolboxen, Skripten, Konfigurationen, etc. – genauso schnell sind wie mit Low-Code. Das scheitert aber an zwei Aspekten: Erstens sind solche erfahrenen Entwickler immer schwieriger zu finden und zweitens sind sie auch nur in ihren konkreten Applikationsumgebungen so produktiv. Bei neuen, innovativen Themen und Projekten funktioniert das nicht mehr so einfach, da die Entwickler sich erst einarbeiten müssen – dafür fehlen dann wiederum die Ressourcen. Das gilt vor allem in der heutigen Zeit, in der schnell skaliert werden soll.“
Produktivitätsfaktor Citizen Developer
Produktivitätsfaktor Citizen Developer Dieser Blickwinkel vernachlässigt zudem den Fakt, dass Citizen Developer beispielsweise mittels der Schritt-für-Schritt-Anleitungen von OutSystems in der Lage sind, selbstständig unter Einsatz von Low-Code zu entwickeln. So entstehen nach zwei Wochen zwar noch keine vollwertigen Enterprise-Anwendungen, aber durchaus kleinere Anwendungen, mit denen bereits interne Prozesse digitalisiert werden können. Das fördert nicht nur eine „Composable Business Architecture”, sondern entlastet auch die Entwickler, die nach wie vor für Aspekte wie Integrationen, Single Sign-on oder Datenbankwartung benötigt werden. Aus der Praxis kann ich hier einen „Governed Citizen Developer“-Ansatz empfehlen. Low-Code in falschen Händen ist schließlich wie Excel auf Steroiden. Verstehen Sie mich nicht falsch: Der Citizen Developer darf und soll entwickeln und hat seine speziellen Tools dafür, aber für die Datenintegration und die Live-Schaltung in Produktion sollte immer die IT-Abteilung zuständig sein – das vermeidet Wildwuchs.
TÜV SÜD hat auf diesem Weg inzwischen erfolgreich für Innovationen gesorgt. Nach einem Jahr hat das Unternehmen unter Einsatz der Low-Code-Plattform von OutSystems eine zweistellige Zahl an Applikationen umgesetzt – von kleineren, internen Applikationen wie der Vertragsverwaltung für verschiedene Legal Entities über eine Lösung zur Berechnung der Restlaufzeit von Komponenten bei der Prüfung für die Verleihung des TÜV-Siegels bis hin zur Ablösung von Legacy Systemen. Noch sind nicht alle Applikationen im Produktivbetrieb, aber die letzten Hürden werden bald genommen.